Bisheriges Résumé

Meine bisherigen Blogeinträge haben mir dabei geholfen, mein Thema, wenn auch mehr räumlich, als zeitlich, einzugrenzen. Ich werde mich also auch weiterhin auf die sogenannte Königsachse konzentrieren, wenngleich mich das Marais, wie andere Lokalitäten der Stadt, ebenfalls außerordentlich interessiert hätte. Jedoch bin ich mir bewusst, dass mich Paris ohnehin noch länger beschäftigen wird; folglich kann ich beruhigten Gewissens den anfänglichen Druck des Ausschließungsprozesses, der mich noch in den ersten Einträgen plagte, beiseite lassen.
Die Frage, inwieweit Paris nun als Ganzes oder aber als semiotisches Puzzle betrachtet werden kann oder eben betrachtet wurde, möchte ich dennoch nicht vergessen. Ihr soll jedoch stets anhand jenes Bereiches der Stadt nachgegangen werden, der sich von den Kolonnaden des Louvre bis hin zum Arc de Triomphe oder, die moderne Verlängerung dieser Achse miteinbezogen, zum Ensemble von La Défense erstreckt.
Interessanter Weise hat sich die Themenwahl durch eine recht simple Vorgehensweise eher zufällig ergeben. Ich hatte im Zuge der Exkursionsvorbereitungen gerade bezüglich Louvre und Tuileriengärten recherchiert. Anschließend beschloss ich, mich einem historischen Stadtspaziergang hinzugeben, der mich zur naheliegenden Place de la Concorde und anschließend zu den Champs Élysées führte. Meine „Erlebnisse“ habe ich alsdann im Blog schriftlich verfasst. Zeitlich und thematisch lag der Schwerpunkt eher auf der französischen Revolution, wobei ich in puncto Champs Élysées noch gerne in die kapitalistische Kultur des 19. Jahrhunderts schnuppern würde.
Auch La Défense gibt es noch zu verstehen. Ist sie eine ideologische Weiterführung vergangener königlicher Größe? Oder doch nur ein Mittel zur Selbstdarstellung beziehungsweise zur Statuserhöhung der Pariser Bevölkerung oder der Stadt an sich? Jedenfalls ist sie heute nicht mehr aus dem Ensemble der (ehemaligen) Königsachse wegzudenken, wenngleich sie sich wohl aufgrund ihrer architektonischen Modernität auch noch nicht ganz eingefügt hat. Als interessant in diesem Zusammenhang scheint auch die Höhe der einzelnen „Triumphbögen“ zu sein, die jeweils am Ende der imposanten Geraden positioniert sind. Sie scheinen konträr zum schwindenden weltpolitischen Machteinfluss der Stadt zu wachsen.
Im Prinzip habe ich mich anhand jener Achse mit der Problematik der Eigen- und Fremdempfindung, mit der zeitlich bedingten Wahrnehmungsverschiebung gezielter Orte und mit der Divergenz von Interpretation und historischer „Wahrheit“ auseinandergesetzt. Dabei war es mir stets ein Anliegen zu verstehen, wie Ort und Mensch zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort interagierten; ich habe also versucht die Perspektive eines Zeitgenossen einzunehmen, bin dabei aber – leider unvermeidlich - immer wieder in das temporäre Jetzt gesprungen.
Dabei erschien es mir als überaus wichtig, die Transformation des Ortes oder eben des Raumes zu ergründen, da diese, wie es sich in aller Deutlichkeit herausstellen sollte, ungeheuren Einfluss auf die Gedanken, Taten und Gesinnungen der Menschen sämtlicher Stände ausübten.
Insofern habe ich, so glaube ich, eine recht gute Basis für jenes gelegt, dem ich mich in Paris noch genauer und detaillierter widmen werde – ich habe schlicht und einfach begonnen, besagte Loci zu analysieren beziehungsweise näher kennenzulernen und dabei versucht, ihre zeitschichtigen Charakteristika unterstrichen.

Genau hier möchte ich auch vor Ort oder eben im DHI ansetzen; mein Vorhaben ist es, noch tiefer in diese Materie mit den ihr zugrunde liegenden und weiter oben bereits angeschnittenen Fragestellungen einzudringen.
Dies will ich durch nähere Untersuchung etwaiger Quellen und der direkten Beobachtung vor Ort erreichen. Auch habe ich die Absicht, die Veränderung der Räume und Gebäude anhand der bildlichen Interpretation alter Stiche und Karten zu verstehen und zu begreifen. Dies sind Schritte, die mir dabei helfen sollen, in die Wahrnehmungen von Zeitgenossen einzudringen.
Dabei möchte ich auch feststellen, inwieweit denn nun wirklich eine Bedeutungsverschiebung von einer königlichen hin zu einer bürgerlichen Achse stattgefunden hat, beziehungsweise welche spezifischen Impulse ebenjene herbeiführten. Es wird logischerweise auch von Interesse sein, wie sich dieses gigantische longitudinale Ensemble heute präsentiert, welche Strukturen erhalten und noch deutbar geblieben sind und wo völlige Umgestaltungen stattgefunden haben.
Ich beabsichtige also gedanklich in eine andere Zeit und somit im Prinzip auch in einen anderen Ort eintauchen und spezielle Transformationen mit den eigenen Sinnen zu erleben. Dies ist es auch, was ich den anderen Seminarteilnehmern vorstellen und näher bringen will, wenngleich ich mir bewusst bin, dass hierfür extrem viel Vorstellungskraft und Fantasie von Nöten sein wird.

Es wäre verfrüht zu sagen, welches Endziel ich im Rahmen dieser Lehrveranstaltung anstreben möchte. Ich verfolge eine zunehmende Vertiefung in die Thematik; möchte Wissen und Erkenntnis anhäufen, um diese besser verstehen zu können. Diese Intention werde ich noch speziell während der Forschungswoche in Paris verfolgen. Wie Sie schon sagten ist der Weg das Ziel und dieser wird bestimmt noch sehr sehr spannend.
Schmale - 2. Jul, 20:14

Schmale

Mitterand wurde ja gerne als Monarch im Elysée bezeichnet. Und interessanterweise hat er sich auf dieser Achse ja am westlichen (BN) und östlichen (Défense) Ende sowie in der Mitte (Pyramide am Louvre) verewigt.

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